Reportage über ein altes Handwerk, das den Wald schont.
Dank der Bekanntschaft mit Katleen Krieger, meiner ehemaligen Heilpädagogin, und ihrem Ardenner Harry, hatte ich die Möglichkeit, beim Holzrücken, das sie zusammen mit einigen Kolleginnen und Kollegen freiwillig betreibt, dabei zu sein.

Zuerst muss das Pferd bereit gemacht werden. Es wird gestriegelt und gebürstet und bekommt einen Kummet um den Hals. Der kann sehr verschieden aussehen und aufgebaut sein. Wegen Harrys Grösse benutzt Katleen einen zweiteiligen Kummet, den sie gewichtsmässig auch tragen und anschliessend an Harrys Hals zusammensetzen kann. Der Kummet wird verbunden mit diversen Riemen und Seilen, die dem Ziehen des Holzes dienen. Zum Schluss wird eine Schelle ans Geschirr gehängt, damit die Pferde bei der Arbeit zu hören sind. Katleen benutzt eine wunderbare alte Glocke, die sie noch von ihrem Grossvater hat.

Am Arbeitsort im Wald angekommen, organisiert sich die Holzrückgruppe und die Pferde haben Zeit, sich zu begrüssen. Harry benutzt die Gelegenheit, seiner "heimlichen" Liebe Grüezi zu sagen. Es ist wunderbar zu beobachten, wie zur Gruppe auch schon Kinder gehören, die sich ganz selbstverständlich im Wald und im Umgang mit den Pferden bewegen.

Nun wird aber angepackt. Im Wald liegen viele gefällte Bäume bereit und warten auf den Abtransport. Sobald Katleen Harry zum ausgesuchten Stamm navigiert hat, steht er ruhig, während sie mit Ketten den Stamm befestigt, der rausgezogen werden soll.

Mit einer langen Leine und zusätzlichen Kommandowörtern lenkt Katleen Harry sorgfältig aus dem Dickicht. Dabei werden immer wieder die gleichen Pfade benutzt, um den Waldboden nicht zu beschädigen. Diese Art des Holzrückens ist sehr waldschonend. Der Boden wird nicht verdichtet wie mit grossen Maschinen und gleichzeitig durch die geschleppten Stämme aufgeraut und vom Moos befreit. So können neue Pflanzen gut wachsen.

Es ist beeindruckend mit welcher Ruhe und Kraft Harry seine Arbeit verrichtet. Fast wirkt es so, wie wenn er auch ohne Katleen wissen würde, was seine Aufgabe ist. Andere Pferde der Gruppe, die nicht den Kaltblütern angehören, wirken eher nervös. Dem Shetlandpony, das ebenfalls zum Rücken gebraucht wird, sieht man an, dass es ursprünglich für Grubenarbeiten gezüchtet wurde. Es wird kompetent von einem Mädchen geführt.

Die Arbeitsteams bewegen sich im weglosen Wald. Da kann es schon mal vorkommen, dass wegen den langen Leinen eine "Umarmung" eines Baumes getätigt werden muss.

Für den späteren Abtransport müssen die Stämme sauber geordnet an der Waldstrasse deponiert werden. Dies ist eine Arbeit, die hohe Konzentration und viel Geschick von Frau und Pferd verlangt. Wie eindrücklich zu beobachten, wie dieses mächtige Kaltblut sich auf kleinem Raum bewegen kann und sich auch traut, über die Baumstämme zu gehen.

Vielen Dank Katleen, Harry und der ganzen Holzrücker- Gruppe, dass ich dieses interessante Handwerk beobachten und mit der Kamera festhalten durfte. Vielleicht klappt es dann noch einmal, wenn Schnee liegt...
Die Lichtverhältnisse waren schwierig, sogar mit einer guten Kamera. Ausserdem war es das erste Mal, dass ich mich an einer Reportage versucht habe. Es wird wohl nicht bei diesem Mal bleiben.
Selbstverständlich habe ich Katleens Einverständnis für die Veröffentlichung der Bilder eingeholt.

